DAGMAR

VON

FALKENBURG

TEXTIL / BILDUNG / MEDIATION

+TEXTIL-KUNST   >

Die Kunst und das Handwerk waren im Mittelalter zwei untrennbare Bereiche. Der Künstler war immer auch Handwerker. Seit dem Mittelalter bis zur Neuzeit kam es zu einer immer größeren Trennung. Die Arts & Crafts-Bewegung Ende des 19 Jhd. in England wollte  diese Entwicklung wieder zusammenführen. Im Jugendstil (beeinflusst durch die Arts & Crafts- Bewegung), durch die Kunst der 68er-Bewegung und die Kunst in den Neunzehnhundertachtzigern, bis zur heutigen DIY-Bewegung, gab es in den letzten 100 Jahren einige Ansätze, Kunst und Handwerk wieder zusammenzuführen. In diesem Zusammenhang erleben die alten textilen Handwerkstätigkeiten, wie Stricken (Guerilla Knitting), Häkeln und das Nähen eine Renaissance. Schlummerten diese handwerklichen Tätigkeiten in den letzten Jahrzehnten im alternativen Gesellschaftsbereich oder galten als altmodisch und unsexy, stehen sie heute wieder für eine kreative Ausdrucksmöglichkeit.  

+BILDUNG >

Noch in den neunzehnhundertsiebziger- und achtziger Jahren war es in Deutschland üblich, dass auch auf dem Gymnasium Handarbeit unterrichtet wurde. Es war klar, dass das Unterrichten der Jugend nicht nur kognitiv erfolgen sollte. Der Umgang mit der Hand war nicht nur eine Vorbereitung auf eine spätere handwerkliche Tätigkeit, sondern wurde als ergänzende Ansprache des Gehirns verstanden. Die (Hand-)Arbeiten fördern nicht nur die körperlich-kinästhetische Intelligenz, sondern auch die kognitiven Fähigkeiten. Nach einem Zitat des Psychologen David Katz hat Immanuel Kant die Hand als das äußere Gehirn bezeichnet (David Katz, Handbuch der Psychologie. Basel : Schwabe, 1951, S. 21). Die Reformpädagogen Maria Montessori und Rudolf Steiner – aber auch der Philosoph Martin Heidegger – betrachteten die Hand als ein Instrument der Intelligenz. Neben den kognitiven, haptischen und kreativen Fähigkeiten werden durch kooperatives Lernen im Werkstattunterricht auch die sozialen Kompetenzen geschult. Damit sind einige wichtige Bildungsziele von Schule erfüllt und das textile, handwerkliche Arbeiten leistet somit einen Beitrag zur Entwicklung des selbstständigen sozialen Menschen.

+Mediation >

Mediation ist eine uralte Verhandlungstechnik, seit ein paar Jahren auch in Schulen eingesetzt wird. Ab dem frühen Mittelalter waren Religion und Bildung in Europa fest verbunden. In den Klosterschulen war Religion sozusagen gleichgesetzt mit Bildung. Schreiben und Lesen lernte man durch Abschriften von religiösen Texten. Diese enge Verbindung lebt heute noch in den konfessionsgebundenen Schulen weiter. Die Schulen in Bayern setzen laut Schulgesetz immer noch auf die Kombination von Religion (in diesem Fall als "übergeordnete" Vision) und Wissensvermittlung. In den Schulstudien schneidet Bayern immer wieder gut ab. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Vision einer Bildungsorganisation und dem erfolgreichen Abschneiden in Leistungsstudien? Durch die fortschreitende Säkularisierung und manchen reformpädagogischen Ansatz wurde dieser Zusammenhang in den Hintergrund gedrängt. Wir klagen im Schulbereich immer wieder über Konflikte und Gewalt. Seit einigen Jahren wird z.B. durch Streitschlichterprogramme und Mediation versucht, die steigende Tendenz zu reduzieren. Damit dieses Thema zur Grundlage für alle Schüler wird, müsste die Mediation allerdings zum Schulprogramm werden und im Curriculum verankert werden (und nicht nur im Leitbild stehen). Mediation und Gewaltfreie Kommunikation könnte Grundlage für jeden Unterricht sein. Schüler, Eltern und Lehrer sollten diesen Ansatz leben. Wenn soziale Kompetenzen und emotionale Qualitäten in den Mittelpunkt der Schule rücken, werden dadurch auch die kognitiven Fächer unterstützt.

Nach den Ansätzen der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick ("Man kann nicht nicht kommunizieren.") und Schulz von Thun (das "Kommunikationsquadrat") kommt es nicht so sehr auf den Inhalt einer Kommunikation an, sondern sehr stark auf das "wie" der Kommunikation. Ob ich etwas verstehe oder annehmen kann, hängt also stark von meiner subjektiven Bereitschaft ab.

Der Bildungsforscher John Hattie hat in seiner großen Meta-Studie zum Thema Leistungssteigerung bei Schülern den Effekt des Lehrer-Schülerverhältnisses als sehr entscheidend erkannt (J. Hattie, Visible Learning, Oxon:Routledge, 2009). Die "Soft-Skills" haben einen großen Einfluss auf die kognitive Leistungssteigerung. Die Gewaltfreie Kommunikation und die Mediation könnte die Vision für eine Schule sein, die die emotionalen Qualitäten steigert und dadurch das kognitive Lernen fördert.  

+ÜBER >

Dagmar von Falkenburg, M.A., Mode-Designerin, Waldorflehrerin für Handarbeit und 

Handwerklich-Künstlerischen Unterricht und Mediatorin.

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